Der in einem Wettbewerbsverfahren prämierte Entwurf sieht den Abbruch des Prendelbaus vor. Ein Umbau im Innen- und Außengefüge ließe vermutlich eine unbefriedigende Gesamtlösung erwarten und wäre mit einem erheblichen (auch finanziellen) Aufwand verbunden. Daher sollte die neue Bauaufgabe als Chance genutzt werden, ein konsequentes ganzheitliches Gestaltungsbild zu entwickeln. Der Bibliotheksneubau des Predigerseminars wird als kompakte zweigeschossige Satteldachfigur entwickelt, die sich maßvoll in das bestehende denkmalgeschützte Klostergefüge einbindet. In seiner Längenentwicklung orientiert sich der Baukörper am gegenüberliegenden Konventgebäude, dessen südliche Gebäudeflucht er aufnimmt und so eine klar gefasste rechteckige Innenhoffläche in Priors Garten freigibt. Die Konturen (First und Traufe) des angrenzenden Slaphus werden aufgenommen und präzise weitergeführt. Die Firsthöhe des steilen Satteldaches liegt bei 16,82m, die Traufhöhe bei 6,96m. Im Innenhof wird die Traufe des Neubaus modelliert und bis an die Traufkante des Refektoriums herangeführt. Im Erdgeschoss bleibt die Gebäudeflucht zum Refektorium erhalten. Der hierdurch entstehende Unterschnitt entlang der Längskante von Priors Garten definiert den neuen Eingangsbereich der Bibliothek und sorgt gleichermaßen für eine sensible Überdachung der Treppen- und Rampenanlage Die Dachauskragung fungiert außerdem als starrer Sonnenschutz.
Der witterungsgeschützte Haupteingang der Bibliothek befindet sich in zentraler Lage an der westlichen Gebäudeseite mit klarer Orientierung zu Priors Garten. Die längsseitig angeordnete Treppen- und Rampenanlage verschneidet sich als bauliches Element elegant mit dem Außengelände und lässt einen attraktiven Ort zum Verweilen und „Studieren im Garten“ entstehen. Über eine einladende offene Glasfassade betritt der Bibliotheksbesucher den gefassten Eingangsbereich im Erdgeschoss. Der zentrale Informationstresen befindet sich an der logischen Schnittstelle zwischen den Freihandbereichen des Neubaus und des Calefactoriums. Die WC- und Garderobenbereiche werden als begehbare hölzerne Körper in die offene Foyerfläche eingestellt. Eine flach geneigte Rampenanlage leitet unaufgeregt über in das tiefer gelegene Niveau des Kreuzgangs. Das abgeschlossene Treppenhaus mitsamt innenliegender Aufzugsanlage wird am Übergang zum Slaphus - mit direktem Ausgang ins Freie - organisiert.
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